Die harten Nüsse liegen auf dem Tisch. Lasst sie uns knacken!

Offener Brief an die Teilnehmer*innen der dritten Synodalversammlung, Frankfurt/Düsseldorf, 03.02.2022.

Sehr geehrte Teilnehmer*innen der Synodalversammlung,

zur letzten Synodalversammlung Ende September 2021 haben wir Ihnen unseren Zuspruch in Form von „Nur-Mut!“-Nüssen zukommen lassen. Wir wollen auch weiterhin unsere Unterstützung für das anstrengende, mutige und zukunftsgewandte Ringen ausdrücken und Ihnen als KjG sinnbildlich den Nussknacker reichen.

Die „harten Nüsse“ sind noch immer zu knacken und der Tisch liegt voll mit vielen wichtigen Reformen. Zugleich macht jedes weitere veröffentlichte Gutachten die Enttäuschung und die Dringlichkeit größer, die in der MHG Studie benannten Faktoren schnellstmöglich und konsequent anzugehen. Sätze wie „Viele Menschen in Deutschland verlieren zunehmend das Vertrauen in ihre Kirche und wenden sich von ihr ab.“ sind aktuell und gewinnen zunehmend an Dramatik. Es würde so vielen Menschen, gerade jungen Menschen, helfen, wenn sie zur Abwechslung Gutes über ihre Kirche sagen könnten. Wenn die Überschrift in der Zeitung „Die Katholische Kirche in Deutschland beschließt umfangreiche, strukturelle Änderungen und will sie ab sofort umsetzen“ wäre. Einfach gesagt, wenn die katholische Kirche in Deutschland jungen Menschen einen Grund geben würde, sich nicht dafür rechtfertigen zu müssen noch immer katholisch und engagiert zu sein. Wenn Angebote für Kinder und Jugendliche nicht auch immer die Frage: „Sind meine Kinder in dieser Organisation sicher?“ mit sich bringen würde, da nach außen klar wird – die Risikofaktoren sind bekannt und werden konsequent ausgemerzt. Worte allein helfen nicht mehr.

Wir als KjG glauben daran, dass Sie die Möglichkeit für zukunftsfähige Veränderung haben. Wir bitten Sie inständig: Gehen Sie echte Reformen an! Lassen Sie die Erkenntnisse der letzten Jahrzehnte Kirche eine Mahnung sein. Wenden Sie sich gegen ausgemachte Risikofaktoren: Setzen Sie sich für Kinder- und Menschenrechte in Lehre und Kirche ein, schaffen sie veraltete moralisch aufgeladen Erwartungen wie den Zölibat ab, brechen Sie mutig bestehende Machtstrukturen auf. Diskriminierung lässt sich nicht mit unserem Glauben vereinbaren, denken Sie weiterhin groß und setzen Sie sich dadurch für eine vielfältige, gerechte Kirche für alle Menschen ein. Die Umsetzung von Menschen- und Kinderrechten sollte selbstverständlich sein und für solch grundlegend wichtige Themen in der Versammlung zu bleiben erst recht. Es ist groß von allen, die sich für uns in den Diskurs geben und um solche Selbstverständlichkeiten, wie die Wahrung von Kinder- und Menschenrechten, in der Synodalversammlung streiten. Ihnen wollen wir weiterhin sagen “Nur Mut! Die KjG steht hinter Ihnen!“. Sie wirken für uns und Ihr Engagement wird gesehen und geschätzt.

In den Entscheidungen der Synodalversammlung sollte Barmherzigkeit und Nächstenliebe im Vordergrund stehen, ganz nach dem Vorbild Jesu. Unsere Kirche muss nah an der Lebensrealität der Menschen sein und ihnen einen sicheren Ort für ihren Glauben bieten. Unsere Kirche lebt davon, dass sie ein breites Spektrum von Meinungen zulässt und anerkennt. Menschenrechte und Diskriminierungsfreiheit müssen dabei unbedingt geachtet werden.

Der Synodale Weg hat durch die MHG-Studie den klaren Auftrag bekommen, den unzureichenden Umgang von Missbrauchsfällen zu ändern. Die Kirche in Deutschland muss jetzt alles umsetzen, was bereits kirchenrechtlich möglich ist, um systemisch unterstützten Missbrauch zu verhindern. Wir sehen darüber hinaus auch die Dringlichkeit, sich mit aller Kraft in der Weltkirche dafür einzusetzen, strukturelle und systemische Ursachen von Missbrauch zu beheben.

Nehmen Sie all diese sprichwörtlichen harten Nüsse auf und seien Sie sich gewiss: wir kriegen diese Nüsse geknackt. Als katholischer Kinder- und Jugendverband unterstützen wir Sie im Namen von Kindern und Jugendlichen darin, an einer Kirche als zukunftsgewandten, sinnstiftenden und sicheren Ort zu wirken.

In bestärkender Verbundenheit – Nur Mut!

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