Synodaler Weg: KjG fordert klare Entscheidungen für eine gewalt- und diskriminierungsfreie Kirche
Heute beginnt die vorletzte Synodalversammlung des Synodalen Wegs. Mit dem Ursprung der schockierenden Ergebnisse der MHG-Studie ist er mit dem Ziel gestartet, die systemischen Ursachen der massiven Fälle sexualisierter Gewalt, sexuellen Missbrauchs und Machtmissbrauchs in der Kirche zu bekämpfen und zu verändern. Der Umgang und die Haltung in Bezug auf schonungslose, transparente und umfängliche Aufarbeitung bleiben jedoch noch immer hinter unseren Erwartungen zurück. KjG-Ortsgruppen und Diözesanverbände werden im Bemühen um Aufarbeitung stellenweise noch immer nicht ernst genommen, müssen sich nach wie vor für Verfehlungen von kirchlichen Amtsträger*innen rechtfertigen und werden in der Wahrnehmung ihrer Verantwortung schlichtweg allein gelassen. Das zeichnet das Bild einer Institution, die nicht bereit ist zu lernen.
Umso dramatischer ist, dass die Amtskirche nicht bereit ist, Verantwortung für systemische Ursachen zu übernehmen und sich zu verändern. Aus unserer christlichen Grundhaltung heraus setzen wir als KjG uns für eine gewalt- und diskriminierungsfreie Kirche ein. Von der vierten Synodalversammlung erwarten wir klare und eindeutige Positionierungen:
- Die Einhaltung von Menschenrechten ist nicht verhandelbar. Gerade die Katholische Kirche als Institution muss sich bedingungslos für die Anerkennung und Umsetzung von Menschen- und Kinderrechten einsetzen.
- Wir alle heißen Kinder Gottes und wir sind es – in aller uns geschenkten Diversität. Trans*, inter* und nicht-binäre Personen gehören selbstverständlich zum Volk Gottes.
- Liebe ist keine Sünde. Die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partner*innenschaften darf in unserer Kirche keine Frage sein.
- Macht- und Gewaltenteilung ist ein grundlegendes Prinzip zur Verhinderung von Missbrauch. Daher müssen Transparenz und Beteiligung immanent wichtige Aspekte für einen würdevollen Umgang mit allen Gläubigen sein. Entscheidungskompetenzen dürfen weder an Geschlecht noch an die Weihe gebunden sein.
- Demokratie ist ein erprobtes und überzeugendes Prinzip, um über gemeinsame Formen unseres gelebten Glaubens zu entscheiden. Verbindliche Räume und Formate für alle Katholik*innen, um Debatten zu führen und gleichberechtigt Entscheidungen zu treffen, müssen eingerichtet und etabliert werden.
- Die Verkündigung des Evangeliums und Berufung sind keine Frage von Geschlechtlichkeit. Wir sind alle in der Taufe zu König*innen, Prophet*innen und Priester*innen berufen und haben dadurch Anteil an der Sendung der Kirche.
Wir erkennen an, dass der Wunsch nach Einheit als Weltkirche eine Herausforderung darstellt. Das darf aber kein Argument dafür sein, in unserem Handlungsrahmen die systemischen Ursachen sexualisierter Gewalt zu belassen, wie sie sind. Gleichzeitig blendet die Argumentation der Rücksichtnahme auf eine einheitliche Weltkirche aus, dass bereits in anderen Ländern der Welt Traditionen verändert wurden.
Weil wir Kirche als unsere Heimat erfahren, weil wir glauben und weil wir katholisch sind, setzen wir uns als KjG ein für eine gewalt- und diskriminierungsfreie Kirche.
Kirche als sicherer und verletzungsarmer Ort für alle Menschen wird nur möglich, wenn die Synodalversammlung mutige Schritte geht und die Bischöfe ihrer Verantwortung gerecht werden, die Beschlüsse anerkennen und umsetzen. Wir fordern alle Synodalen dazu auf, sich mutig für eine den Menschen zugewandte, gewaltfreie Kirche für alle Menschen zu engagieren.
Für Interviewanfragen steht die Geistliche Bundesleiterin der KjG Lisa Holzer gern zur Verfügung.
Anfragen bitte an Tel: 0211 – 984614 – 21 / kommunikation@kjg.de
Aus dem Presse-Echo
“Nicht zum Scheitern verurteilt” Interview mit Lisa Holzer zum Synodalen Weg bei Domradio.de (08.09.2022)