Interview – Die KjG: buntes Haus in der Heimat Kirche
Lisa Holzer ist die neue Geistliche Bundesleiterin der KjG. Sie ist als Theologin erprobt in bizarren WG-Party-Gesprächen. Als Mitarbeitende im synodalen Weg ist sie geübt darin, in schwer aushaltbaren Spannungen umzudenken und „umzufühlen“. Frisch beauftragt als Pastoralreferentin ist sie auch – vom Bistum Essen. Gebürtig kommt Lisa aber von ganz woanders …
Du bist in Ubstadt-Weiher geboren und aufgewachsen. Das liegt in Baden-Württemberg bei Karlsruhe. Ich habe mir deinen Heimatort übers Internet angeguckt und habe gesehen, da gibt es wirklich einen See. Kann man mit dem etwas machen?
Lisa: Ja, voll, also wenn ich nicht gerade im Jugendhaus mit den Ministrantinnen oder der KjG irgendwo rumgehangen bin, war ich am See. Der ist super. Die Menschen, die in Weiher leben, der See gehört nämlich zu meinem Heimatdorf Weiher, haben eine Jahreskarte für den See.
Eine Jahreskarte? Für den See? Ist das ein Seebad, oder was?
Lisa: Ja, das wird von der Gemeinde gepflegt und kostet dann 15 € im Jahr. Kann auch sein, dass es inzwischen teurer geworden ist.
Weißt du eigentlich, dass da im Moment 12.807 Menschen wohnen? Und die sind alle katholisch …?
Lisa: Fast. Also, ich glaube, da sind verhältnismäßig noch Viele katholisch, wobei das natürlich auch zurückgeht. In meiner Grundschule, die in Weiher liegt, da war es so, dass alle katholischen Kinder jeweils in ihrer Klassenstufe im Religionsunterricht waren und die evangelischen Kinder waren zusammen, also über die Jahrgänge hinweg. Und was anderes gab es einfach nicht.
Dein Elternhaus war katholisch – wie katholisch denn?
Lisa: Meine Mutter ist, seit ich denken kann, im Pfarrgemeinderat aktiv. Jetzt nicht mehr ganz so, aber immer noch sehr engagiert. Mein Opa und meine Oma waren auch immer irgendwie in Pfarrgemeinderat und Chor und kfd und so. Mein Papa hält sich da ein bisschen zurück, aber unterstützt, was ich so mache. Kritisch sein gehört da auch zum katholisch sein dazu oder zumindest zu einem vernünftigen katholisch sein.
Nach deiner Wahl zur Geistlichen Bundesleiterin hast du gesagt: „Als geistliche Bundesleiterin möchte ich neben der kirchenpolitisch lauten Stimme die KjG noch mehr zu einem Ort machen, an dem Glaube und Spiritualität gelebt werden kann.“ Hast du als Kind schon Spiritualität gesucht? Du warst ja zum Beispiel Obermessdienerin …
Lisa: Als Kind fand ich es vor allem irgendwie cool, da auch was aktiv zu tun zu haben. Und ja, so katholisch war mein Elternhaus dann schon, dass ich regelmäßig mit meiner Mutter in den Gottesdienst gegangen bin. Gottesdienste sind ja oft relativ langweilig als Kind und wenn mensch dann was zu tun hat, dann ist das ganz nett. Diese Räume, die gut tun, suchen und auch immer wieder finden zum Beispiel auf Freizeiten oder so, das habe ich schon auch als Kind genossen. Also so, wie wir in der KjG Spiritualität gelebt haben, das mochte ich schon sehr.
Spiritualität. Was war das denn für dich? Wie hättest du das als Kind erklärt?
Lisa: Weiß ich nicht, wie ich das erklärt hätte. Wir hatten auf unseren Freizeiten jeden Tag Morgen- und Abendimpulse. Da kann ich mich schon noch dran erinnern, dass ich das auch als Kind immer schön fand. Dann gab es halt irgendwie nette Geschichten und Aktionen, die mir guttaten.
War das noch etwas Besonderes – Mädchen am Altar?
Lisa: Bei mir nicht mehr. Aber bei meiner Schwester, die ist zwölf Jahre älter als ich. Da hat sich meine Mutter, die ja im Pfarrgemeinderat war, sehr stark dafür eingesetzt, dass Mädchen an den Altar dürfen. Meine Mutter hat sich dafür eingesetzt, weil sie halt auch Feministin ist, auch wenn sie sich wahrscheinlich nicht so nennen würde. Meine Schwester ist aber eher zurückhaltend. Die hätte nie da vorne stehen wollen. Es gab aber echt viele Menschen, die meiner Mutter unterstellt haben, dass sie ja nur möchte, dass ihr Kind da am Altar vorne steht. Aber das war überhaupt nicht ihr Anliegen, sondern halt die prinzipielle Ungerechtigkeit.
Als Kind bist du dann zur KjG gekommen. Nach der Kommunion, oder wie?
Lisa: In der ersten Klasse schon. Bei der KjG Weiher geht das. Da kommen Leiter*innen in die Grundschule und erzählen zum neuen Jahr ein bisschen was über die KjG, stellen sich vor und laden ein. Bei mir war das dann so, dass wirklich fast meine ganze Klasse zur KjG gegangen ist. Wir hatten am Anfang so viele Kinder in meinem Jahrgang, dass wir für diesen kleinen Ort tatsächlich zwei Gruppenstunden machen mussten. Am Anfang eine Mädchen- und Jungen-Gruppenstunde getrennt, was ich ein bisschen blöd fand. Vor allem auch, weil wir halt ganz viel gebastelt haben und ich war nie so am Basteln interessiert. In der fünften, sechsten Klasse sind wir dann zusammengelegt worden und das war auch sehr cool, weil einer der männlichen Gruppenleiter, die ja dann auch meine Gruppenleiter wurden, den fand ich einfach super.
Kannst du dich denn noch dran erinnern, was so eine Aktion war, die dir totalen Spaß gemacht hat?
Lisa: Die Freizeiten. In die Gruppenstunden bin ich auch super gern gegangen. Als Jugendliche hatte ich dann selbst auch Gruppenstunden mit Erstklässler*innen. Aber ich fand es auch immer wieder cool für mich, den Raum zu haben, weg von meinen Eltern, außerhalb der Schule und einfach mit gleichaltrigen Jugendlichen rumhängen zu können. Der Ort zum Party machen war tatsächlich auch nicht der See für mich, sondern halt das Jugendhaus. Ich glaube, das hat mir einfach gut getan ein bisschen behütet mich trotzdem voll ausprobieren zu können. Dann kam für mich später ein ganz anderes Kennenlernen der KjG. Auf Diözesanebene wurde gerade die Großveranstaltung „Helden Welten“ geplant, da hab ich mitgemacht Und das war echt richtig Hammer so ein großes Ding am Bodensee mit über 600 KjGler*innen.
Was mir aufgefallen ist, als ich mir durchgelesen habe, was du alles schon so gemacht, dass du so eigentlich „wirk-wuselig“ warst. Also du warst bei den Messdiener*innen, als Oberministrantin. Du warst in der Erzdiözese Freiburg tätig und hast dann aber auch Weiterbildungen oder Fortbildungen gegeben zu den Themen „Mobbing“ oder „Nachhaltigkeit“. Außerdem hast du, wie gesagt, dann auch bei Großveranstaltungen mitgearbeitet. Trifft das eigentlich gut auf dich zu, dass du „wirk-wuselig“ bist?
Lisa: Das finde ich irgendwie schwierig zu beantworten. Das kommt ja auch immer so ein bisschen drauf an, mit wem man sich vergleicht. Ich habe schon den Eindruck, dass in meinem Freundeskreis, in meinem Bekanntenkreis alle Menschen sehr wirk-wuselig sind. Und dann fühle ich mich dann selbst manchmal gar nicht mehr so verplant, oder so.
Das lassen wir einfach mal so stehen. Ich habe aber auch gleichzeitig gedacht, dass deine Aktivitäten immer von Ideen geleitet wurden. Also, das Interesse an philosophischen Fragen hat dich dann zum Theologiestudium in Freiburg gebracht. Die Idee, für Menschen da sein zu wollen, hat in dir den Impuls gegeben, Pastoralreferentin zu werden. Bist du jemand, die erst eine Idee hat und dann losgeht, oder ist es dir auch schon mal passiert, dass du losgerannt bist und dann dachtest „Ups! Wo wollte ich eigentlich hin?“
Lisa: Ich glaube, das ist eine Frage, über die ich noch nie nachgedacht habe. Ja, ich glaube, ich brauche schon einen Grund. Also, ich lasse mich auch sehr gern anstecken, um loszurennen. Aber es muss dann schon einmal kurz gesagt werden, warum wir losrennen. Und wenn ich selbst eine Idee habe, dann finde ich das schon auch gut, die zu verfolgen.
Welche Idee hat dich jetzt zur Bewerbung um das Amt als Geistliche Bundesleiterin geführt? Was willst du hier wirken?
Lisa: Meine Diözesanleitungszeit, meine KjG-Zeit generell, habe ich bei mir verknüpft mit dem Gefühl der Selbstwirksamkeit: Mit sehr vielen coolen Menschen, die wirklich die Welt besser machen wollen und dafür einstehen. Ich glaube, das kann ich als Geistliche Leitung ganz gut tun.
Hast du einen Schwerpunkt, was du wirken möchtest?
Lisa: Also, platt könnte ich jetzt sagen so „die KjG-Themen“. Ich weiß jetzt aber auch, für was ich zuständig bin und da wurde für mich nochmal sehr deutlich, auf was ich grade am meisten Lust hab und wo ich vermutlich sinnvoll bin. Zum Beispiel liegt bei mir das Thema Geschlechtergerechtigkeit. Da finde ich es sehr cool, immer wieder noch einen Schritt weiter zu wirken Bei der Kirchenpolitik ist es natürlich ein bisschen schwierig, tatsächlich Visionen zu spinnen. Bzw. die kann ich schon spinnen, aber ja, ist schwierig, da nicht irgendwann nur gefrustet rauszugehen. Aber ich glaube, wir sind mega gut im laut sein und kirchenpolitisch sein. Da müssen wir auch immer wieder einen Ort schaffen, um auch wieder Kraft zu schöpfen bei all dem was halt enttäuscht. Als weiteres Thema habe ich Antifaschismus. Auf die Arbeit daran habe ich auch richtig Lust, weil ich glaube, dass da zum Beispiel Antirassismus als Teil davon was ist, was schon präsent ist, aber halt noch nicht strategisch angegangen wird. Da ist zum Beispiel die Idee, so was wie eine KjGay aber im Kontext von BIPoC zu gründen. Also, so ein Safe Space für BIPoC-KjGler*innen. Und daneben halt politisch zu wirken und zum Beispiel „Black Lives Matter“ oder so immer wieder stark zu machen. Oder auch auf dem theologischen Hintergrund, zum Beispiel mit Sarah Vecera, eine evangelische Theologin, und ihrem Buch „Wie ist Jesus weiß geworden?“.
In der KjG Bundesleitung geht es des Öfteren mal um die Auseinandersetzung mit den Bischöfen. Du bist ausgebildete Pastoralreferentin und hast Erfahrungen mit der Basisarbeit. Dafür hast du dir das Bistum Essen ausgesucht, das gilt als zukunftsorientiert. Wo würdest du in der Zusammenarbeit mit der KjG und den Bischöfen anschließen wollen?
Lisa: Was das zukunftsorientierte Arbeiten angeht? So viele Baustellen … Also gerade komme ich natürlich aus der Ausbildung und fände es sehr spannend im Kontext des BDKJ noch mal an den Beschluss „Kirche bewirbt sich“ anzuknüpfen, da mit den Bischöfen anzuschließen. Das hat ja auch Auswirkungen vor Ort. Wenn Kirche auch als Arbeitgeberin attraktiv ist, dann hat es halt auch eventuell Geistliche Leitungen oder Menschen, die dafür freigestellt werden können, die vor Ort die KjG unterstützen, oder? Das ist immer weniger der Fall, so habe ich den Eindruck. Ansonsten bin ich ja auch im Synodalen Weg im Forum „Frauen in Diensten und Ämtern“ und da ist natürlich superspannend, zum Beispiel das Thema Geschlechtergerechtigkeit bei Bischöfen immer wieder anzusprechen. Bei manchen rennt mensch offene Türen ein, bei manchen eher weniger. Und da ist die Frage: Wo ist es sinnvoll, die Energie reinzusetzen und wo nicht?
Du arbeitest auch mit am Synodalen Weg, im Synodalforum III: „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“. Wie bist du dort hingekommen?
Lisa: Ich wollte mich ursprünglich bewerben für die 15 unter 30, die ja eine Stimme haben im Synodalen Weg. Einfach weil ich das als Ort sehe, wo mensch mitgestalten kann. Weil das jetzt so ein Dreh- und Angelpunkt ist, wo wir, glaube ich, Kirche verändern könnten. Ich wurde von verschiedenen Seiten angesprochen, ob das nicht was für mich wäre. Da musste ich leider absagen und konnte mich auch nicht bewerben, weil Termine sich mit meiner Ausbildung überschnitten haben. Von der Ausbildungsleitung kam die Ansage, dass diese Ausbildungstermine verpflichtend sind, und ein paar Tage hätten sich halt überschnitten. Dementsprechend konnte ich mich da nicht drauf bewerben und habe dann gesagt, wenn irgend woanders Mitarbeit gefragt ist, können Sie mich gerne auf irgendwelche Listen schreiben. Das ist scheinbar passiert. Bei der ersten synodalen Versammlung stand ich dann auf der Liste für das Frauenforum. Zwei, drei Tage vorher hat mich das Synodalbüro einmal angeschrieben, ob ich denn zur Mitarbeit bereitstehe. Ja und das war’s.
Die Arbeit für den synodalen Weg … Ist das eigentlich manchmal schwer auszuhalten? So von wegen gleiche Würde, aber weniger Rechte als katholische Männer und Geistliche. Und da hocken ja nicht wenige davon da.
Lisa: Ja, es ist schwierig auszuhalten. Wobei ich schon auch merke, als Frau in der Kirche bin ich das ja irgendwo gewohnt, zum Beispiel dass immer nur ein Mann vorne steht. In meiner Ausbildungspfarrei gab es mehrere Priester. Wenn irgendwie ein Hochfest war, dann standen da halt zeitweise fünf Priester um den Altar und die Gemeindereferentin schön irgendwie an der Seite oder unten. Das tut mir schon auch immer wieder weh, auch im Kontext vom Synodalen Weg. Aber, es ist ja fast schon normal so, was das nicht besser macht, aber manchmal ein bisschen weniger spürbar für mich. Worüber ich immer wieder echt verzweifelt bin, sind andere Diskussionen: Wir haben immer wieder das Thema im Forum, ob wir „nur“ für Frauen in allen Diensten und Ämtern einstehen möchten oder für alle – also für richtige Geschlechtergerechtigkeit. Im Kontext des BDKJ sagen wir halt ganz klar: Geschlechtergerechtigkeit heißt, wir formulieren Texte geschlechtsneutral oder komplett geschlechterinklusiv. Eben nicht nur für Frauen. Nicht nur für eine Öffnung von Ämtern nur für Frauen. Und da kommen dann beim Synodalen Weg immer wieder Menschen, die eigentlich auch zukunftsorientiert sind, die sagen: „Aber jetzt müssen wir doch erst mal diesen einen Schritt gehen. Erst mal Frauen.“ Aus taktischen Gründen kann ich das sogar verstehen. Oder andere, die sagen: „Ich setze mich hier nur für Frauen ein und nicht für andere Menschen.“ Das finde ich manchmal sehr frustrierend. Ich kann es aber auch verstehen, weil das natürlich Menschen sind, die ihr Leben lang schon unter Diskriminierung oder Sexismus leiden. Aber es ist natürlich trotzdem Mist.
Du hast dich schon mal ganz bewusst entschieden, für oder im Rahmen oder Umfeld der katholischen Kirche zu arbeiten, als Pastoralreferentin. Du hast dich jetzt als Geistliche Bundesleiterin dazu entschieden, wieder was mit „katholisch“ zu machen. Ist deine Haltung jetzt ein bisschen anders als vor deiner Ausbildung zur Pastoralreferentin?
Lisa: Also, ich glaube, die Haltung ist die gleiche geblieben. Ich habe schon auch überlegt vor der Ausbildungszeit, ob ich überhaupt in die Ausbildung gehe, weil ich den Rahmen als sehr eng sehe. Die Pfarrei als relativ kleiner Bewegungsraum und mit Kirchturmdenken. Aus diesem Rahmen wollte ich raus. Ich wurde jetzt vor kurzem auch als Pastoralreferentin beauftragt vom Bistum Essen. Also das hat ja auch was mit einer bewussten Entscheidung, für die Kirche einzustehen, zu tun. Wir sind als KjG ja sehr wohl Kirche, auch wenn wir uns abgrenzen. Ich habe so viel gute Erfahrungen gemacht in der KjG, in Kirche, und die möchte ich weitergeben. So kann halt auch Kirche sein.
Hat das in deinem Bekanntenkreis zu Irritationen geführt, dass du jetzt solch ein Amt übernimmst – in dieser Situation, mit diesen ganzen Missbrauchs-Vorfällen und mit diesem ganzen Mist, den die katholische Kirche gerade macht?
Lisa: Geht. Ich glaube, die Irritation war immer schon da. Dieses bei der KjG arbeiten, das Verstehen manche schon besser. Vorher habe ich ja noch direkter für die Kirche gearbeitet, so in einer Pfarrei. Mit der KjG können auch mehr Leute was anfangen, weil ich es halt eher mit Kinder- und Jugendarbeit erklär als mit Kirche. Und die Gespräche bei WG-Partys, wenn ich früher gesagt habe , dass ich Theologie studiere, dann kam erst mal „Ja – evangelisch“ „Nein, katholisch.“ „Als Frau? Aber da kann man doch gar nicht Pfarrerin werden, oder?“ „Ja, kann man nicht, finde ich auch Scheiße.“ Und dann kamen durchaus auch im nächsten Satz Fragen direkt zu meinem Sexleben. So im Kontext Sex vor der Ehe. Dann hab ich mir schon so gedacht: „Hey, cool. Ich weiß gerade nicht mal deinen Namen, aber lass uns über mein Sexleben reden.“
Du sagst, die Kirche ist ein Stück Heimat für dich und katholisch deine Muttersprache. Ich habe mich gefragt: Wie spricht man denn katholisch?
Lisa: Wenn mensch zum Beispiel bei Gottesdiensten irgendwie genau weiß, an welche Dame in der zweiten Reihe mensch sich halten muss, wann mensch aufsteht und wo mensch sich hinknien muss oder so. Und auch wenn was total komisch klingt oder unlogisch ist, fühlt es sich vielleicht einfach richtig an, weil es bekannt ist.
Was ist dann die KjG? Wohnzimmer oder Arbeitszimmer, wenn die Kirche jetzt deine Heimat oder dein Heimathaus ist?
Lisa: Also bisher ist es für mich absolut Wohnzimmer. Eigentlich ist die KjG ein ganzes buntes Haus mit ganz vielen schönen, unterschiedlichen Räumen, wo durchaus auch ein großes Arbeitszimmer drin ist. Aber da steht nicht so ein einzelner Schreibtisch in der Ecke, an dem man dann allein seine Sachen beantwortet. Also klar, das gehört auch dazu. Aber vor allem steht da auch ein großer runder Tisch und da liegen Stimmungskarten drauf und Menschen, die richtig Lust haben, auf fettes Diskutieren. Aber es ist halt auch im Wohnzimmer ein riesiges Sofa. Eines das so richtig Kuhlen hat für den Po hat, um sich reinzufläzen.
Und wie sieht dann die Ecke für die Geistliche Leitung aus, in diesem Wohnen? Also in diesem Haus.
Lisa: Die ist da vielleicht im Wohnzimmer auch mit drin, so beim Essen, bei Feierabendgetränken. Wo zum Beispiel ein Thema, das irgendwie sehr existenziell ist, aufkommt. Ja auch die Frage: „Warum machen wir das und wofür machen wir das eigentlich?“ Oder wenn sich ordentlich gefetzt wurde und mensch geht wieder aus dem Arbeitszimmer raus und drückt sich einmal fest. Nach dem Motto: „Ich steht hinter dir, auch wenn wir in dem Thema nicht einer Meinung sind.“ Das hat, glaube ich, ganz viel mit dem Geist in der KjG zu tun.
Das klingt lebendig und vielversprechend – drauf freuen wir uns mit dir als Geistliche Bundesleitung.
(August 2022 / Das Interview führte Babette Braun – Referentin für Öffentlichkeitsarbeit)