Kölner Dom

KjG bezieht Position gegen Kölner Sonderweg

Lückenlose, einheitliche Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt!

KjG fordert die DBK auf: Versprechen einhalten für ein vertrauensvolles gemeinsames Wirken an einer zukunftsfähigen Kirche!

Spätestens seit 2010 erleben wir in unserer Kirche eine große Ungleichzeitigkeit im Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt, die durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige verübt wurden. Gerade die letzten Wochen und Monate bestätigen, dass die katholische Kirche und in ihr vor allen Dingen Bistumsverantwortliche sehr ungleichzeitig dazu gelernt haben. Die Reaktion der Bistümer Aachen und Köln auf eigens in Auftrag gegebene Gutachten zu sexuellem Missbrauch Minderjähriger und erwachsener Schutzbefohlener durch Kleriker im Bereich des jeweiligen Bistums könnte unterschiedlicher nicht sein. Es macht uns wütend und beschämt uns, dass die gemeinsam vereinbarten Leitlinien nicht gleichermaßen eingehalten werden. Ein transparenter Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt ist längst nicht mehr verhandelbar!

Vertrauen erneut zerstört!

Im Rahmen der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz 2019 hat sich die KjG als Kinder- und Jugendverband sichtbar gezeigt. Wir haben uns angeboten Brücken zu bauen und erneut auf die Notwendigkeit hingewiesen, dass sich gerade in Hinblick auf den Umgang mit sexualisierter Gewalt immer noch viel ändern muss. Als KjG-Bundesleitung erwarten wir Bistumsleitungen, die die Ergebnisse der MHG-Studie ernst nehmen, sich zu den gemeinsam vereinbarten Leitlinien bekennen und diese auch umsetzen. Wir sind entsetzt, dass die wichtigen Schritte und Vereinbarungen vereinzelt mit Füßen getreten werden. Wir bedauern es sehr, dass hier wenig bis keine Reaktion aus den Reihen der Bischofskonferenz auf das unsägliche Verfahren im Erzbistum Köln mit dem in Auftrag gegebenen Gutachten der Kanzlei Westphal, Spilker, Wastel (WSW) passiert ist. Wir verurteilen insbesondere die Instrumentalisierung der Mitglieder des Betroffenenrates Köln durch das Ausschließen aus den Entwicklungsprozessen um die Veröffentlichung des Gutachtens aufs Schärfste. Es macht uns fassungslos, dass sich die beiden offiziellen Sprecher des Betroffenenrates zum Rücktritt gezwungen fühlten. Sie quittieren ihr Engagement in einem Bereich, der so unglaublich wichtig für eine zukunftsfähige Kirche ist. Wir können uns nicht einmal annähernd vorstellen, wie viel Kraftanstrengung vermutlich für ein solches Zugehen auf die Kirche nötig war. Durch dieses Verhalten der Bistumsleitung im Erzbistum Köln werden Betroffene erneut schwer und schmerzlich verletzt. Das Vertrauen in redliche Bemühungen um die Aufklärung von sexualisierter Gewalt ist hier massiv zerstört worden.

Um Vertrauen werben!

Gleichzeit ermutigt und bestärkt uns das Bild, dass die Bistumsleitung in Aachen im Umgang mit dem ihrerseits in Auftrag gegebenen Gutachten zeichnet. Wir unterstützen den schonungslosen Aufklärungsprozess im eigenen kirchlichen Verwaltungsbereich. Es ist längst an der Zeit, dass in allen Bistümern offene und transparente Aufarbeitungsprozesse umgesetzt werden. Wir fordern alle Bischöfe dazu auf, sich zu den gemeinsam vereinbarten Leitlinien zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt zu bekennen und Taten folgen zu lassen. Ein transparenter Umgang mit dem Gutachten und den darin beschriebenen systemischen Verfehlungen wie ihn die Bistumsleitung Aachen zeigt, erleben wir als authentisch wahrgenommene Auseinandersetzung. Diese hat die Kraft, Hände zu reichen und Vertrauen zu stiften. Nur mit einer schonungslosen Aufarbeitung kann Kirche sich glaubhaft machen, ernsthaft bei den Menschen sein zu wollen.

Versprechen einhalten!

Es ist uns auch weiterhin ein großes Anliegen, dass Studien- und Gutachten-Erkenntnisse umfassend zur Verfügung gestellt werden. Wir fordern die Annahme der Erkenntnisse und die Bearbeitung der empfohlenen Schritte, um systemische Defizite zu eliminieren und Kirche zu einem sicheren Raum für alle Menschen – insbesondere Kinder, Jugendliche und erwachsene Schutzbefohlene – zu machen.

Wir verurteilen machterhaltendes Handeln, wie jüngst im Erzbistum Köln, welches den Anschein erweckt, Erkenntnisse vertuschen zu wollen und Menschen massiv unter Druck zu setzen. Wir fordern die Bistumsleitung auf, entsprechende Konsequenzen zu ziehen. Wir fordern, die Perspektive der Betroffenen in den Vordergrund zu stellen. Sie müssen ernsthaft beteiligt werden. Dazu ist in erster Linie das ursprünglich in Auftrag gegebene Gutachten zu veröffentlichen.

Wir erwarten klare Bekenntnisse der DBK, die an die gemeinsamen Verabredungen erinnern und Zeichen setzen, dass sich die katholische Kirche in Deutschland überall um ernsthafte Aufarbeitung sexualisierter Gewalt kümmert. Dazu gehört eine lückenlose Aufklärung von Fällen sexualisierter Gewalt. Darüber hinaus sehen wir die deutschen Bischöfe in der Pflicht, auch im weltkirchlichen Bezug auf eine überzeugende Lösung der systemischen Missstände unnachgiebig hinzuwirken.

Wir bauen auf den Synodalen Weg und fordern alle Synodenteilnehmer*innen erneut inständig dazu auf, sich mit den identifizierten Fragestellungen auseinanderzusetzen und mutig um Lösungen zu ringen. Wir bestärken die Teilnehmer*innen darin, wider aller Machterhaltungsdiskurse um eine Kirche zu ringen, die Vertrauen in sich selbst wieder herstellen kann.

16.011.2020

Pressemitteilung #07-2020

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