Welttag der sozialen Gerechtigkeit

Soziale Gerechtigkeit – Was ist das?

Für soziale Gerechtigkeit gibt es keine einheitliche Definition. Laut Bundeszentrale für politische Bildung kann man dem Begriff aber näher kommen, wenn man sich bestehende und messbare soziale Ungleichheiten anschaut und diese zueinander in Beziehung setzt (vgl. https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/327336/welttag-der-sozialen-gerechtigkeit/ ). Dabei kann bspw. darauf geschaut werden, wie Vermögen verteilt ist, welche Bildungschancen bestehen oder wie das Armutsrisiko in Deutschland verteilt ist.

Monitor Jugendarmut

Eine wissenschaftliche Erhebung, die sich mit dem Armutsrisiko von Kindern und Jugendlichen auseinandersetzt, ist der Monitor Jugendarmut (https://www.bagkjs.de/monitor-jugendarmut-2022/ ), der von der Bundesarbeitgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit herausgegeben wird. Der Monitor zeigt anhand statistischer Daten auf, dass 22,1% der jungen Menschen unter 25 Jahren von Armut betroffen sind (Datenquelle Mikrozensus Kern). Das entspricht einer absoluten Zahl von 4,18 Million jungen Menschen, die im Jahr 2021 von Armut bedroht waren (Quelle: Statista). Besonders dramatisch ist dabei, dass das Armutsrisiko seit 2020 weiterhin steigt.

Der Monitor Jugendarmut stellt auch fest, dass junge Menschen häufig einem erhöhten Armutsrisiko ausgesetzt sind, weil unter anderem die Elternhäuser über wenige finanzielle Ressourcen verfügen. Das bedeutet, dass die Startchancen von Armut betroffener junger Menschen in ein selbstbestimmtes Leben deutlich eingeschränkter sind als bei finanziell besser abgesicherten Menschen (vgl. https://www.bagkjs.de/wp-content/uploads/2022/11/2022-11-23-PM-Monitor_Jugendarmut-ist-wie-Monopoly-spielen-mit-nur-einem-Wuerfel.pdf ).

Was wir tun können

Als Jugendverband ist es uns ein Anliegen, dass junge Menschen gleichberechtigt an unseren Angeboten teilhaben können – unabhängig davon, aus welchen Hintergründen sie kommen. Weil wir aber bspw. auf Teilnahmebeiträge angewiesen sind, haben wir uns als KjG Bundesverband Gedanken gemacht, wie wir auch für Menschen mit weniger Geld, Teilhabe an unseren Angeboten ermöglichen können.

In unserem Inklusionskonzept haben wir festgehalten, dass in unserer Arbeit der Mensch und seine Fähigkeiten im Fokus stehen. Kinder sollen in unserem Verband Spaß und Bildung erfahren können, egal wie viele finanzielle Möglichkeiten sie und ihre Familien haben. Um also möglichst vielen Kindern und Jugendlichen das Mitmachen in der KjG zu ermöglichen, haben wir uns Maßnahmen überlegt.

Maßnahmen auf Bundesebene

Hier haben wir mit der Bundeskonferenz beschlossen, dass sich die Bundesleitung in ihrer Lobbyarbeit dafür einsetzt, dass sich etwas in Politik, Gesellschaft und Kirche ändern muss.

Die Bundesleitung vernetzt sich mit anderen Verbänden, um sich über Erfahrungen mit Inklusion auszutauschen und stellt Anlaufstellen bzw. Kontaktmöglichkeiten für Diözesanverbände und Ortsgruppen zur Verfügung. Weil das eine sehr große Aufgabe ist, arbeiten wir noch an dieser Liste. Im Inklusionskonzept findest du aber wichtige gesetzliche Grundlagen.

Bei bundesverbandlichen Veranstaltungen planen wir einen solidarischen Teilnahmebeitrag ein, sodass Menschen mit wenigen finanziellen Ressourcen kostengünstig oder sogar kostenfrei teilnehmen können. Darauf weisen wir in der Werbung für unsere Veranstaltungen hin.

Weil die KjG aber auch auf Diözesan-, mittlerer und Ortsebene aktiv ist, haben wir uns Gedanken über ein paar Empfehlungen gemacht. Vielleicht findest du hier eine Idee, wie du für deine Veranstaltungen so planen kannst, dass mehr Kinder teilnehmen können.

Empfehlungen für die Diözesanebene

Macht Armutsrisiko zum Jahresmotto oder beschäftigt euch besonders damit. Vielleicht nehmt ihr dann besonders junge Menschen mit geringen finanziellen Ressourcen als Zielgruppe für eure Veranstaltungen in den Blick.

Als Diözesanverband könnt ihr überlegen, euren Ortsgemeinschaften Kontakte und Anlaufstellen zur Verfügung zu stellen. Weist dabei auch auf Möglichkeiten zur Finanzierung in der Pfarrei bzw. auf kommunaler Ebene hin.

Prüft, ob es Bedarf gibt, Pfarrverbände mit mehr einkommensschwachen Familien finanziell über eine Umlage auf Diözesanebene zu unterstützen!

Empfehlungen für die Ortsebene

Macht euch Gedanken, was Kinder und Jugendliche zur Teilnahme an KjG-Aktivitäten gebrauchen können. Sammelt z.B. Schlafsäcke, Isomatten oder ähnliches für Zeltlagerteilnehmer*innen, die sich so etwas nicht leisten können. Für digitale Angebote solltet ihr überlegen, wo ihr Endgeräte ausleihen könnt (bspw. Landesmedienzentralen, Jugendämter etc.).

Als Pfarrleitungen ist es hilfreich, wenn ihr Finanzierungsquellen aus regionalen und kirchlichen Kontexten kennt.

Denkt über solidarische Finanzierungsmodelle nach. Wir empfehlen euch diese hier:

  1. Finanzpatenschaften: Es werden gezielt Menschen in der Kirchengemeinde oder im Ort gesucht, die jemandem den Teilnahmebeitrag für eine Veranstaltung zahlen. Dies geschieht am besten anonym.
  2. “Aufrunden”/Aufschlag des kalkulierten TN-Beitrags zur Kompensation von nicht-zahlenden oder weniger-zahlenden TN: In der Kalkulation zur Finanzierung der Veranstaltung wird auf den Preis zur Deckung der Ausgaben ein bestimmter Prozentsatz (dieser kann, je nach sozialer Lage des Umfeldes, variieren) aufgeschlagen. Dieser Preis wird mit dem Hinweis, dass diese Kalkulation Rücksicht auf Menschen nehmen soll, die sich den Beitrag nicht leisten können, veröffentlicht und darauf hingewiesen, dass eine Meldung erfolgen soll, sollte man sich diesen Betrag nicht leisten können.
  3. 3-Preis-Modell: Bei der Anmeldung zur Veranstaltung kann das Zahlen von 70%, 100% und 130% des TN-Beitrags ausgewählt werden.

Aus entstehenden Mehreinnahmen wird eine Rücklage zur weiteren Finanzierung der Inklusion gebildet.

Das sind nur ein paar Gedanken, was wir alles tun können. Vielleicht haben deine KjG-Ebene und du noch viel mehr Ideen. Das ist stark. Wir können Armut nur begegnen, wenn wir uns solidarische miteinander zeigen.

Anforderungen an Politik

Wir brauchen politische Entscheidungen, die den Zugang junger Menschen zu Teilhabemöglichkeiten entschieden erleichtern. Dabei spielt die Umsetzung der im Koalitonsvertrag verankerten Kindergrundsicherung eine große Rolle. Die Grundsicherung muss dabei teilhabeorientiert gestaltet sein und über das Existenzminimum hinausgehen. Also: Lass uns zusammen einen Anteil daran leisten, dass alle Kinder und Jugendlichen soziale Gerechtigkeit erfahren. Wir wollen, dass Kinder, Jugendliche und Junge Erwachsene in Bezug auf ihre Teilhabe nicht vom Einkommen abhängig sind.

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