Roter Buntstift vor rotem Kreuz in rotem Kreis

Starkes Ergebnis! U18-Wahl 2021 zur Bundestagswahl

Seit 1996 gibt es die U18 Wahl, die auch in diesem Jahr vor der Bundestagswahl wieder stattgefunden hat. Ziel ist es, dass mit der U18-Wahl auch Kinder und Jugendliche eine Stimme abgeben dürfen, obwohl sie in unserem politischen System kein Wahlrecht innehaben und somit ihre Stimme nicht offiziell abgeben können. Mit einer Kampagne hat die KjG die U18-Wahl unterstützt. Mit Erfolg! Yu ist in der Bundesleitung zuständig für die Projekt-Koordination der U18-Wahlen wie auch für den gesamten Themenbereich Partizipation und Teilhabe von Kindern und Jugendlichen.

Wir haben uns vor der U18 Bundestagswahl getroffen und gesagt: mal gucken, wie es ausgeht. Nun ist das Ergebnis da … wie sieht es aus?

Yu: Das Ergebnis sieht so aus, dass bundesweit bei den Menschen unter 18, die ihre Stimme abgegeben haben, die Grünen mit gut 21 Prozent die Nase vorn haben. Relativ dicht gefolgt von der SPD mit 19 Prozent. Und an dritter Stelle folgt die CDU/CSU mit 6 und 10,9 Prozent. Das mal zu den drei Parteien, die Kanzler*innen Kandidat*innen stellen. Es folgen in größerem Abstand die FDP, die Linke, die AfD und die Tierschutzpartei und ein relativ großer Anteil verteilt sich unter den sonstigen Parteien mit 11,8 Prozent der Stimmen.

Wenn du sagst „diejenigen, die ihre Stimme abgegeben haben“, wie viele haben denn mitgemacht? Und gibt es eine Entwicklung, die man beobachten kann?

Yu: 261.210 Stimmen wurden abgegeben. Also, so viele Kinder unter 18 Jahren haben die Möglichkeit genutzt, ein U18 Wahllokal zu besuchen. Um die Zahl mal einordnen zu können: Bei der letzten Bundestagswahl, also 2017, waren es rund 220.000 Kinder und Jugendliche, die ihre Stimme im Rahmen der U18-Wahl abgegeben haben. Wir können also einen sehr guten Zuwachs an Kindern und Jugendlichen verzeichnen, die ihre Stimme im Rahmen dieser Wahlen genutzt haben. Das finde ich ein sehr ermutigendes Zeichen. Das zeigt, dass Kinder und Jugendliche mitnichten unpolitisch durch die Welt und ihr Leben gehen.

Könnte man sagen, die unterstützenden Erwachsenen waren dann da zu finden, wo die Wahllokale angeboten wurden?

Yu: Das Schöne ist ja tatsächlich, dadurch, dass nicht nur Städte, Schulen und Kommunen die U18-Wahl ermöglicht haben, haben wir hier nicht nur unterstützende Erwachsene, da waren Kinder und Jugendliche auch selbst in Wahllokalen unterstützend tätig. Ganz nach dem Prinzip der KjG, dem Prinzip der Kinder- und Jugendverbandsarbeit: Jugend für Jugend. Und auch da können wir mehr als tausend zusätzliche Wahllokale im Vergleich zur letzten Bundestagswahl verzeichnen. 2017 gab es gut 1.660 Wahllokale und jetzt 2.699. Das finde ich auch ein enorm starkes Zeichen. Das zeigt auch noch mal, dass es eben vielen Leuten ein großes Anliegen ist, nicht nur Menschen Politik anzuvertrauen, die 18 Jahre und älter sind, sondern dass viele Institutionen, Organisationen und Verbände einen guten Blick dafür haben, dass Kinder und Jugendliche Teil unserer Gesellschaft sind und das Recht haben, mitzugestalten.

Die Kinder und Jugendlichen haben ihre Chance dann auch genutzt, indem sie vermehrt teilgenommen haben. Welches Ziel ist denn aus Sicht des KjG Bundesverbandes erreicht worden?

Yu: Ich habe für unsere Kampagne als Ziel so grob benannt, dass das Thema breit in unseren Diözesanverbänden und weiteren Ortsebenen gesetzt wird. Das ist Dank der aktiven Verbandsarbeit gelungen. Mir sind viele Berichte in den Social Media und viele Eindrücke von Wahllokalen aus über den Weg gelaufen. Im Diözesanverband Köln beispielsweise gab es eine Kampagne, die hieß „Ich habe keine Wahl“, durch die die Stimmabgabe auch begleitet wurde. In dieser Kampagne hatten junge Menschen die Gelegenheit, zu sagen, was sie daran nervt, dass sie keine Stimme abgeben dürfen. Da wurden wirklich super politische O-Töne von Menschen unter 18 gesammelt, was Politik alles versemmelt, wenn sie ihnen nicht zuhört.

Von der Plattform der hohen Beteiligung aus. Was bedeutet das für uns als Bundesverband? Welchen Impuls gibt das für unsere Arbeit?

Yu: Ich fühle mich total bestärkt in unserem Bundesverband, weil wir seit unserer Gründung schon sehr klar haben: Wir sind ein Kinder- und Jugendverband und bei uns dürfen alle unabhängig ihres Alters mitreden, weil wir viel Vertrauen in junge Menschen haben und das sehr schätzen, was sie einzubringen haben und wie sie sich einbringen. Zum einen zeigt das Ergebnis eben, dass junge Menschen absolut nicht politik-unfähig sind, sondern dass sie ein hohes Bedürfnis danach haben, auch über Wahlen mitzugestalten. Das bedeutet für uns, dass wir sehr klar weiterhin politisch die Absenkung des Wahlalters einfordern. Wir als Bundesverband stehen ein für ein Wahlrecht ganz ohne Altersgrenze. Das können wir jetzt politisch wieder mit mehr Schlagkraft verfolgen. Auf der zweiten Ebene: Dadurch, dass es so viel mehr Wahllokale gab, zeigt sich auch, dass das Thema in Gesellschaft und Zivilgesellschaft Relevanz erlangt. So könnte der Bundesverband hoffentlich mehr Verbündete finden, wenn es um Wahlalterabsenkung geht. Wir sind eine Werkstatt der Demokratie als Kinder- und Jugendverband. Dass Kinder immer extremer wählen würden, dass Kinder einfach irgendwo ihr Kreuz setzen würden, die Behauptung sollte vom Tisch sein. Was mich noch ein bisschen bremst in aller Euphorie ist, dass wir an einem Punkt stehen, wo das größte und wichtigste Recht für Kinder und Jugendliche, nämlich mitzugestalten, immer noch von der Gunst der Erwachsenen abhängt. Und das ist der Grund für uns, weiterhin für die konsequente Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz zu kämpfen.

Wenn ich mir das mal angucke, das Ergebnis, dann ist das spezifische Wahlverhalten der Jugendlichen und Kinder, dass sie die Tierschutzpartei verstärkt wählen…

Yu: Ja, ich erkläre mir das tatsächlich so, dass das eine Partei ist, die ihr Profil sehr klar im Namen trägt, die Tierschutz einfordert. Wir wissen aus der Beschäftigung mit Kindern und Jugendlichen, aus der Begegnung mit Kindern und Jugendlichen und auch aufgrund von Werte-Studien, wie beispielsweise der Shell- oder der Sinus-Studie, dass Kindern und Jugendlichen der Tierschutz und auch der Umweltschutz immens wichtige Themen sind. Ich finde, das muss Auftrag an die etablierten Parteien sein, die Themen von Kindern und Jugendlichen aufzugreifen.

Was bedeutet das nun für uns als erwachsene KjGler*innen?

Yu: Ich finde, wir Wahlberechtigte müssen bei unserem Kreuzchen am 26. September die Anliegen der Kinder und Jugendlichen mitdenken und vertreten und so für eine nachhaltige und zukunftsgerechte Politik stimmen.